Da lag es vor mir: das Aufhebungsangebot. Nun war es passiert … „aus strukturellen Gründen“ wie mir mein Chef versicherte …. „freiwillig“… „das ganze Team“. Aha. Es fühlte sich trotzdem doof an. Bisher war der Kelch an mir vorbeigegangen, von vielen Kollegen hatte ich solche Geschichten seit Jahren immer wieder gehört. Jetzt war er also auch bei mir angekommen – der Stellenabbau. Ziemlich genau in der Mitte meines Arbeitslebens, wenn man das aktuell avisierte Rentenalter von 67 Jahren ansetzt. Ich kam ins Grübeln. Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken, was ich eigentlich wirklich will? Irgendwie war mein CV recht linear. Ich hatte schon mit einem Praktikum direkt nach dem Abitur bei der IBM angefangen, Praktika im Dualen Studium BWL mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik, Diplomarbeit. Einstieg als IT Spezialistin, dann Bid Management, Sales, Sales Coach, Knowledge Management, Solution Design Center Lead Europe… Alle zwei bis drei Jahre habe ich im Durchschnitt eine neue Rolle übernommen. Sehr gerne. Immer mit etwas mehr Verantwortung als vorher … ein typischer Werdegang eines Generalisten in einem Unternehmen, dass sich im stetigen Wandel befindet. Leadership Development Programm. Führungskräftelaufbahn … international, nebenher auch noch ein Fernstudium zum Master of Business Adminstration.
In meiner aktuellen Aufgabe fühlte ich mich sehr wohl. Ich hatte tolle Kollegen und den Eindruck wirksam zu sein. Als Programm Manager im Rahmen einer Transformation hin zur kundenzentrierten Ausrichtung des Technischen Support Services, der traditionell regional und nach Produkten aufgestellt ist: Schließlich müssen ja auch im Zweifel Ersatzteile und Techniker in kürzester Zeit vor Ort beim Kunden sein. Meine Aufgabe lag im Bereich der Führungskräfteentwicklung – in ständigem Austausch mit dem Personalbereich und den Kontakten in den Ländern. Instrumente zur Identifizierung und Weiterentwicklung der Menschen im Vertrieb und in der „Delivery“, die wir brauchten – mit Leadership- und Kommunikations-Skills – neben oft jahrzehntelangen Erfahrungen auf der technischen Seite. Für Europa und weltweit. So etwas macht mir Spaß!
Inzwischen waren wieder fast drei Jahre um. Veränderungen lagen in der Luft. Bald würde es wieder soweit sein: Wieder eine neue Aufgabe suchen. Intern. Der normale Wahnsinn. Als Mutter von zwei Kindern in Berlin, die nicht immer verfügbar und permanent reisefreudig ist, schwierig. Berlin ist eben nicht Baden-Württemberg, wo es sicher einfacher wäre, eine solche Aufgabe zu finden. Naja, viele Schwaben ziehen ja lieber nach Berlin – im echten Leben – außerhalb der Firma IBM meine ich. Ich wollte hier bleiben und meine Familie ja auch. Kinderbetreuung wäre dort auch so ein Thema…
Dann habe ich mir das mal angeschaut – das Aufhebungsangebot. Eine Woche Zeit zu entscheiden. Das wäre ja völlig verrückt. Hm. Wie hoch ist eigentlich die restliche Belastung unserer Baufinanzierung? Irgendetwas drängte mich dazu, in diese Richtung weiterzudenken. Ich beobachtete mich dabei, wie ich meine geschäftlichen Termine auf die nächste Woche verschob und informierte meinen Chef, dass ich darüber nachdachte. Er war überrascht, wie es schien. Naja, ich ja auch. Ich sprach mit Kollegen, ließ mich beraten. Irgendwie fühlte sich das richtig und gut an.
Und was würde ich dann danach machen? Nach dem 30.9.2016? Ich hatte keinen Plan dafür. Irgendwie nahm das Unaussprechliche Gestalt an. Ich konnte den Weg sehen, der vor mir lag. Könnte ich diese Firma nach 24 Jahren verlassen? Konnte ich mir ein Leben ohne „Big Blue“ vorstellen? Merkwürdig. Das hätte ich nicht gedacht. Irgendwie schien ich mich in den vergangenen Jahren mehr von dieser Firma gelöst zu haben als ich bemerkt hatte. „Woanders ist es sicher auch nicht viel besser!“, dachte ich mir und wusste, zu einem ähnlichen Arbeitgeber wollte ich nicht gehen. Aber was dann? Keine Ahnung. Nur mit einem war ich mir sicher: Ich würde auf jeden Fall eine sehr hochwertige Coaching-Ausbildung machen – dafür hatte ich bislang nicht die Zeit und das nötige Kleingeld gehabt. Das wünschte ich mir schon seit zehn Jahren.
OK, also, wenn sich das finanziell rechnet, dann mache ich das. Mein Mann stimmte auch überraschenderweise zu. Ich hab’s getan, unterschrieb das Aufhebungsangebot. Drei Monate bis zum endgültigen Ausstieg. Ich habe meine Projekte soweit es ging beendet, meine Aufgaben übergeben, mich von den Kollegen verabschiedet und bin gegangen. Einfach so herausspaziert. Irgendwie fühlte sich das gut an – und richtig.
Das tut es auch heute noch. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in der Zeit bei der IBM gelernt und erlebt habe. Jetzt möchte ich gerne mein Wissen und meine Erfahrungen als Führungskraft in einem IT-Konzern mit den Ideen und Möglichkeiten der „neuen Arbeitswelt“ verbinden. Das Beste aus beiden Welten für Führungskräfte und Ihre Teams und Organisationen gemeinsam erarbeiten. Kontaktieren Sie mich dazu gerne.