Einer guten Story lauschen und dabei etwas lernen. Das ist toll. Ich wollte gerne solche Geschichten erzählen können, die die Menschen berühren und von denen sie vielleicht noch etwas für sich mitnehmen können. Nicht so, wie die reißerischen Formate im Fernsehen. Sondern echt und authentisch.
Seit Jahren schaue ich mir mit Begeisterung „TED-Talks“ auf YouTube an. TED steht für Technology, Entertainment und Design – ursprünglich eine jährlich stattfindende Innovations-Konferenz, auf der Fachleute in maximal 18 Minuten-Vorträgen über „Ideas worth spreading“ sprechen: oft interdisziplinär und auch über Themen der Geschäftswelt und Gesellschaft. Mein Lieblings-TED-Talk ist von Ken Robinson „Do schools kill creativity?“ Das ist mein Vorbild.
Meine eigenen Präsentationen und Webinare hingegen waren früher anders: trockener, nüchterner – sicher mit Energie und Begeisterung vorgetragen, aber mit mir persönlich hatte das wenig zu tun. Meistens mit einer mehr oder weniger gelungenen „Folienschlacht“. Nicht zu reden über die im Nachhinein betrachtet „gruseligen“ Referate in Schule und Uni von denen ich mich Dank etlicher Präsentations- und Rhetorik-Seminare bereits deutlich abgesetzt hatte…
Und dann hat mir ein Freund/Kollege Sebastian von einem Format vorgeschwärmt: „Die Runde Ecke“ Er meinte zu mir, das wäre doch bestimmt etwas für mich, denn ich hätte doch sicher auch eine Geschichte zu erzählen. „Was für eine abwegige Idee“, dachte ich. Irgendwie war das so abgedreht, so völlig anders als alles, was ich bisher getan habe. Was soll ich sagen, es hat mich irgendwie fasziniert. Dann erfuhr ich, dass noch zwei bis drei weitere Geschichten für die kommende Staffel gesucht wurden. Ich meldete mich also bei Sebastian und bat ihn darum, den Kontakt herzustellen. Gesagt, getan. Ein paar Wochen später gab es ein erstes Vorbereitungstreffen in Berlin. Gleich „on stage“ … ich hatte ein paar Infos erhalten, wie ich die Geschichte vielleicht aufbauen könnte – nicht müsste. Überhaupt fand die gesamte Kommunikation sehr angenehm und wertschätzend statt. Mir wurde versichert, dass ich nicht beeinflusst werde, meine Geschichte nicht verfälscht würde. Ich hatte Vertrauen. In diesem kleinen Rahmen mit den Anderen, die auch ihre Geschichte erzählt haben, drei Leuten von dem Team „Die Runde Ecke“, zwei Kameras und einem Mikro stand ich da – und habe meine Geschichte erzählt. Nicht 10 Minuten, wie geplant – mehr als 20 Minuten.
Und das war eine sehr spannende Erfahrung für mich auf verschiedenen Ebenen.
- Nach kurzer anfänglicher Nervosität ging es mir richtig gut. Ich habe mich wohlgefühlt.
- Ich brauchte keinerlei Hilfsmittel – die Geschichte floss aus mir heraus. Ganz natürlich.
- Ich war die ganze Zeit klar und hatte den roten Faden „vor Augen“.
- Mir war klar, dass ich über die Zeit ging – ich wurde aber nicht gestoppt und ich sah auch ein paar Gesichtern in der ersten Reihe an, dass sie interessiert zuhörten.
- Am Ende gab es Applaus, der mir gut tat, aber nicht so wichtig gewesen wäre. Ich war stolz auf mich selbst, diesen neuen und für mich ungewöhnlichen Schritt gewagt zu haben.
- Und noch etwas wurde mir klar, als ich in die Gesichter der Zuschauer sah und mit ihnen danach sprach. Sie waren berührt von meiner Geschichte. Das hat mich überrascht, denn es war ja meine eigene teilweise sehr traurige Geschichte. Sie fanden es schön, mir zuzuhören und jeder hatte in seinem Leben irgendetwas erlebt, dass daran „andockte“.
Mir wurde klar: Ich kann das – ich kann Storytelling! 🙂
Gut, der nächste Schritt war dann also die offizielle Aufzeichnung beim WDR in Köln, wo „Die Runde Ecke“ produziert wurde. Ich wurde eingeladen, am 5. August 2016 war es soweit. Dieses Mal gab es ein richtiges Aufnahmestudio, einige Live-Gäste, vier Kameras, die um einen herumgefahren wurden, Beleuchtung, Fotos im Hintergrund … und leckeres Catering. Was für eine skurrile Situation. Ich, bei einer Fernsehaufzeichnung. Nichts lag eigentlich ferner. Ich hatte nie daran gedacht, meine eher traurige Geschichte in dieser Form in der Öffentlichkeit zu erzählen. In unserem persönlichen Umfeld sind wir schon sehr offen damit umgegangen – mit zwei kleinen beteiligten Kindern geht das auch kaum anders. Aber sowas?
Dann war es soweit, ich war dran: Es war genau wie beim ersten Mal. Mir ging es sehr gut dabei, und das direkte Feedback der Gäste war auch ähnlich und wieder sehr schön.
Meine Geschichte wurde am 22. September 2016 beim WDR gesendet. Hier ist die Aufzeichnung zu finden.
Mir kam der Gedanke, ob das Ganze mir oder meiner Familie irgendwann schaden könnte, wenn das gesendet und im Internet zur Verfügung gestellt würde. Ich denke nein. Ganz im Gegenteil, macht es mich und meine Motive doch für Andere klarer. Ich konnte aus einer inzwischen gestärkten Position über einen Schicksalsschlag sprechen, der mich mein Leben lang begleiten wird. Das gehört jetzt eben dazu und ich habe mich damit arrangiert. Allerdings wird in unserer (Leistungs-) Gesellschaft selten über solche Dinge gesprochen. Dabei hat doch jeder „sein Päckchen zu tragen“ und es gibt „unter jedem Dach ein Ach“. Wenn es also darum geht, mehr Menschlichkeit in die Gesellschaft, insbesondere in die Arbeitswelt zu bringen, sollten wir auch den Mut haben, uns zu öffnen und über die Schattenseiten des Lebens zu sprechen. Natürlich nur, solange uns das auch gut tut. Darüber kommen wir in Kontakt – in Verbindung – miteinander.
Wenn es also für andere Menschen interessant ist, meiner Geschichte zu lauschen und es ihnen etwas gibt, bereichert das auch mich. Weil ich wirksam bin.
Sehr gerne biete ich Vorträge/Seminare über die neue Arbeitswelt kombiniert mit einem Stück Storytelling an. Haben Sie eine Idee oder einen Wunsch dazu? Kommen Sie gerne auf mich zu und kontaktieren Sie mich.