Von dem beeindruckenden Erlebnis Mitte April 2016 beim 2-tägigen „Wevent“ des intrinsify.me-Netzwerkes – bei meiner ersten „Unkonferenz“ war ich fasziniert. Wie kann es sein, dass eine scheinbar so locker organisierte Veranstaltung mit deutlich über hundert Teilnehmern – ohne klares Ziel, ohne festgelegte Agenda und ohne striktes Zeitmanagement so viel Energie freisetzt? Egal, wo man hinschaut sind eifrig diskutierende Menschen zu sehen. Und Niemand nörgelt herum …
Bereits 1985 entwickelte Harrison Owen diese Konferenzmethode (siehe auch Wikipedia), aufgrund der Erkenntnis und dem Feedback anderer Teilnehmer, dass üblicherweise die Kaffeepausen die wertvollsten Gespräche mit den wichtigsten Kontakten und Impulsen bieten. Es gibt also quasi eine sehr lange Kaffeepause und eine gewisse Grundstruktur, die gut anmoderiert werden muss – vier Prinzipien, 2 Phänomene und ein einziges Gesetz. Das war es. Dann entwickelt sich auch die Agenda im Nu. Jeder Teilnehmer sollte allerdings freiwillig da sein und an dem Thema bzw. Motto der Veranstaltung Leidenschaft und Interesse haben. Die Phänomene sind:
- Wer auch immer kommt, es sind die richtigen Leute
- Was auch immer geschieht, es ist das Einzige, was geschehen konnte.
- Es beginnt, wenn die Zeit reif ist.
- Vorbei ist vorbei – Nicht vorbei ist nicht vorbei.
Das Gesetz der zwei Füße ist Ausdruck der Freiheit und Selbstverantwortung: Der Teilnehmer bleibt nur so lange in einer Gruppe, wie er es für sinnvoll erachtet. Wenn man sich langweilt oder nichts mehr beitragen kann, sollte man sich und seine Mitmenschen in der Form wertschätzen, dass man geht. Im Zweifel sogar als Sessiongeber.
Durch das Gesetz der zwei Füße entwickeln sich zwei Phänomene: Die „Hummeln“, die von einer Session zur anderen flattern und bisweilen Diskussionen befruchten, und die „Schmetterlinge“, die flanieren und pausieren. Die sind einfach da und „schön“.
Für mich als Teilnehmer – und ich bin inzwischen bei recht vielen Veranstaltungen dieser Art – bedeutet das, dass ich ganz ich sein kann. Ich kann mich inspirieren lassen, wenn mir danach ist, eine Frage oder ein Thema als Session anbieten, wenn ich das für sinnvoll erachte. Ich kann Kaffee trinken, rausgehen und die Sessions besuchen, wie ich mag – ganz meinem eigenen Bedürfnis folgen. So nehme ich für mich das Maximum mit.
Genau dieses Format wird auch als Basis für die sogenannten AUGENHÖHECamps angewendet. Ein eintägiges Barcamp-Format, auf dem sich vorwiegend Unternehmensvertreter treffen, um sich zu konkreten und praktischen Themen austauschen und informieren zu können. Am 8. September 2016 fand in Berlin eines statt. Ursprünglich hatte ich mir ein Ticket zur Teilnahme gekauft. Das war im Mai. Im Juni wurde ich gefragt, ob ich mich an der Organisation beteiligen möchte. Und am Ende habe ich einen Teil mitmoderiert. Das war großartig – noch nie hat mir die Organisation und Durchführung einer Konferenz so viel Spaß gemacht. Am Ende gab es fast nur glückliche Gesichter – allerdings auch ein paar Kopfschmerzen, weil man den ganzen Input auch erstmal verarbeiten muss…
Als nächstes ist das AUGENHÖHEPflegeCamp am 10. März 2016 in Berlin geplant, initiiert von Uta Kirchner, an dem ich auch maßgeblich beteiligt sein werde.
Hier werden sich Fachleute verschiedener Disziplinen treffen und dazu austauschen, wie ambulante Pflege auf Augenhöhe und selbstorganisiert gestaltet werden kann.
Ein branchenoffenes AUGENHÖHEcamp ist auch wieder für den 28.9.2017 in Berlin im betahaus geplant, bei dem ich aktiv beteiligt sein werde.
Haben Sie Ideen oder den Wunsch, so ein OpenSpace zu veranstalten? Sofern die Voraussetzungen dafür erfüllt sind, können wir uns sehr gerne darüber unterhalten. Kommen Sie gerne auf mich zur weiteren Planung auf mich zu.